6035 Km und 15 Tage liegen nun hinter uns, die rasend schnell vergangen sind. 6035 Km hinter denen sich fünf US-Bundesstaaten verbergen, atemberaubende Landschaften, 3358 erreichte Höhenmeter, unglaubliche Temperaturunterschiede und gegensätzliche Naturdarbietungen sondergleichen.
Gerade mal vor 15 Tagen standen wir an gleicher Stelle bei Eagle Rider in L.A. mit Herzklopfen, aufgeregt und voller Neugier auf unsere Bikes. Es konnte uns gar nicht schnell genug gehen unsere Reise anzutreten. Die nächsten 15 Tage sollte eine olivgrüne Heritage von Harley Davidson meine Gefährtin sein, die ich im Laufe der Zeit liebevoll „Lotte“ taufte und die mir von Tag zu Tag mehr ans Herz wuchs.
Gleich am ersten Tag jagte bereits ein Highlight das nächste und wann immer ich dachte, dass wir den Höhepunkt der Reise erreicht hätten, wurde ich am nächsten Tag eines besseren gelehrt. Es dürfte wohl klar sein, dass ein Artikel nicht ausreicht, um all das Gesehenen wiederzugeben und ich hier lediglich einen kleinen Abriss dieses Abenteuers wiedergeben kann.
Joshua Tree Nationalpark
Der erste Nationalpark, den wir sahen war der Joshua Tree Nationalpark. Lustige Bäume, eine wunderschöne Aussicht von einer Plattform und ein Felsen, der aussah wie ein Totenkopf, der „Skull Rock“, waren hier erst der Anfang einer nicht enden wollenden Reihe von Highlights. Die erste Nacht verbrachten wir in Needles in der Nähe der Eisenbahnlinie und als wäre der Jet Leg nicht schon ausreichend genug gewesen, fuhr die ganze Nacht die Eisenbahn gefühlt mitten durch unsere Hotelzimmer, hielt vor unseren Betten und stieß ein lautes Pfeifen aus. Die Eisenbahn, die die Güter von der Ostküste aus ins ganze Land befördert und teilweise eine Länge von ca. 3 Km hat, begleitete uns sehr häufig auf unserer Reise. Mich erinnerte sie an die alten Winnetou-Filme. Winnetou ritt durch die unendliche Weite der Prärie und parallel fuhr die Eisenbahn. Genauso fühlte ich mich, nur dass es Lotte war, auf der ich saß und nicht der rassige Vollbluthengst von Winnetou.
Historic Route 66
Bereits am zweiten Tag erreichten wir die historischen Route 66 und gelangten über diese nach Oatmen, eine alte Mienenstadt, in der Esel frei über die Straße laufen. Es drängte sich mir unweigerlich der Gedanke auf, man hätte die abgerissene Westernstadt aus dem Phantasialand in Brühl hier wieder aufgebaut. Aber auch kurze Zeit später in Hackberry dachte ich an der alten museumsähnlichen Tankstelle, dass die Zeit irgendwann hier einfach stehen geblieben sei.
Stundenlang durchquerten wir weite wüstenartige Gebiete, eine karge Einöde, die doch durch ihre schier endlose Weite mir den Atem raubte und plötzlich ging es unerwartet bergauf und ehe wir uns versahen, waren wir auf 2062 Meter Höhe. Die Landschaft änderte sich so schnell als hätte jemand einen Theatervorhang hochgezogen. Die karge farblose Landschaft wurde von satten Grüntönen und Wäldern abgelöst und inmitten dieser erblickten wir ein Warnschild, dass besagte „Vorsicht Elche“. Ziemlich verrückt! Wir waren in Williams angekommen.
Grand Canyon
Der wohl berühmteste und meist fotografierteste Canyon lag uns am nächsten Tag zu Füßen – der Grand Canyon. Tief beeindruckt und ehrfürchtig blickten wir auf dieses Wunderwerk der Natur. „Großer Canyon“ eine Bezeichnung die fast lächerlich für diese Dimension von Größe wirkt, die der menschliche Verstand kaum begreifen kann und mit Worten nicht zu beschreiben ist.
Ein weiteres Postkartenmotiv bietet die Navajo-Bridge, die im nordöstlichen Grand Canyon Nationalpark liegt. Unter ihr fließt in 142 Meter Tiefe der Colorado River in den schönsten Blautönen zwischen den roten Felsen des Marble Canyon hindurch.
Sedona
Unsere Tagesetappe endete heute aber in Sedona. Eine wunderschöne Künstlerstadt umgeben von roten Sandsteinfelsen, den Red Rocks, die Sedona in ein ganz besonderes Licht tauchen. Die malerische Kulisse hat viele Künstler angezogen und auch wir können uns dieser nur schwer entziehen. Sedona wird im Übrigen eine spirituelle Wirkung nachgesagt, ob dies so ist, bleibt mal dahingestellt, aber dass Sedona ein Ort ist, an dem man seine Akkus wieder aufladen kann und neue Energie tanken, ist sicherlich unumstritten. Schon die Anreise durch den Oak Creek ist einzigartig. Die Straße schlängelt sich entlang des Flusses, durch das schmale Tal entlang der roten Felsen. In mitten dessen fällt der Fluss terrassenartigen über die kaminroten Klippen und bildet so wunderschöne natürliche Pools mit kristallklaren Wasser, dass diese Gegend viele Einheimische anzieht, die sich an dem kühlen Nass erfreuen. Weiterlesen …