Chaos de Montpellier-le-Vieux
Am nächsten Tourtag stand als erstes eine Touri-Attraktion auf dem Programm, denn wir wollten das Chaos de Montpellier-le-Vieux besichtigen. Dabei handelt es sich um ein ca. 120 Hektar umfassendes Felsenmeer in den Cevennen, das mit seinen Torbögen und Felswänden beeindruckt. Bizarren Felsformationen, die durch jahrtausendlange Erosion durch Wasser und Wind sowie durch Korrosion geformt worden sind, verleihen diesem Ort einen mystischen Anstrich. Natürlich lässt sich das Ganze zu Fuß erforschen, aber wir nahmen um 10 Uhr den ersten Zug und ließen uns eine Stunde lang durch die faszinierende Natur fahren.
Gorges du Tarn
Bereits als gut bewertet und ins Tourprogramm aufgenommen, machten wir uns in die Tarnschlucht auf. Diese zeigte uns dann, dass wir das Chaos de Montpellier-le-Vieux getrost von der Liste wieder streichen konnten. Die Gorges du Tarn zählt zu den schönsten Flusslandschaften Frankreichs. Bis zu 400 Meter tief hat sich hier der Tarn in die Karstebenen der Cevennen förmlich hineingefressen. Es gibt sowohl steilwandige Engpässe, wie z.B. die Felsenge Les Détroits, als auch weite Talkessel wie z.B. den Cirque des Baumes mit seinen bunten Felswänden. Durch die Auswaschungen sind auch zahlreiche Höhlen und Grotten entstanden.
Besonders beeindruckend fanden wir allerding die kleinen Orte, die quasi an den Felswänden der Schlucht kleben. Wir haben für die 60 Kilometer durch die Schlucht gefühlt eine Ewigkeit gebraucht, weil wir alle paar Meter für Fotos angehalten haben. Jedes Mal, wenn wir beschlossen, dass das jetzt vorerst der letzte Stopp war, überraschte hinter der nächste Biegung wieder eine Kulisse, die das Vorbeifahren unmöglich machte.
Col de Finiels
Schließlich erreichten wir dann doch das Ende der Schlucht und den Ort Le Pont de Montvert am Fuß des Bergs Lozère im Herzen des Nationalparks der Cevennen. Der Mont Lozère ist die höchste Erhebung der Cevennen mit 1699 Metern, jedoch nur zu Fuß zu erreichen. Wir nahmen daher die D20 über den 1541 Meter hohen Col de Finiels, auf den der Col des Tribes mit 1131 Meter folgte. Während der Auffahrt verschwanden wir mal wieder im Nebel, aber nur wenige Kilometer weiter oben auf dem Col de Finiels schien die Sonne und ließ die Natur in den schönsten Farben schillern. Der Ausblick war überwältigend. Das Pass-Schild auf diesem Berg übrigens auch, denn das war einfach nur ein eckiger Pfosten.
Lac de Villefort
Der Col des Tribes gehört eher zu den unbekannteren Pässe im französischen Zentralmassiv, obwohl die gut 18 Kilometer lange Strecke sowohl landschaftlich einiges zu bieten als auch mit schönen Kurven aufwartet. Hier wollten wir eigentlich zu Mittagessen, aber da ereilte uns mal wieder das alte Problem „zur falschen Zeit, am falschen Ort“.
Dafür entschädigte die Abfahrt zum Lac de Villefort, einem Stausee des Flusses L´Altier. Diese Strecke entlang des Flusses L´Altier und der Lac de Villefort, beide in einem strahlenden Türkisblau, gehört mit zu meinen persönlichen Highlights. Landschaftlich ein absoluter Leckerbissen und wieder einmal häuften sich die Fotostopps wie so oft am heutigen Tage, so oft, dass Richy mir später weitere Fotostopps untersagte.
Col du Thort
Wir folgten also mit einem letzten Fotostopps der Straße über den 1120 Meter hohen Col du Thort und trafen in La Bastide-Puylaurent auf den Fluss Allier. Er ist einer der letzten und wohl schönsten naturbelassenen Flüsse in Frankreich und durchfließt als Seitenfluss der Loire die Auvergne von Süden nach Norden. Ihm folgten wie eine eine ganze Weile bis wir diesen in Lagogne verließen, um die letzten Kilometer zu unserer heutigen Auberge in Angriff zu nehmen.
Der letzte Tourtag
Der letzte Tourtag war noch einmal richtig schön. Wir tauchten bei strahlendem Sonnenschein tief in das Departement Ardèche ein. Denn neben dem berühmten Fluss mit seinen grandiosen Schluchten hat der regionale Naturpark Mont Ardèche noch einiges mehr zu bieten.
Der am Westrand des Zentralmassivs gelegene Regionale Naturpark erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 180.000 Hektar und vereint sechs Landschaftseinheiten. Jahrhundertealte Eichenwälder, Terrassen aus Trockenstein, alte Vulkane, Wälder und Weiden, Schluchten und sattgrüne Täler und Heidelandschaft gehören zu den abwechslungsreichen Landschaften, die dieses riesige Naturschutzgebiet charakterisieren.
Tal von Eyrieux
Für uns ging es von Westen nach Osten durch die Arèche und wir bekamen einen Teil der vorgenannten Landschaftseinheiten zu sehen. Zunächst ging es durch Heidelandschaften und Weiden bis einige Kilometer später sich Wälder dazu mischten. Bei Monteil gesellte sich dann noch die Glueyre zu uns, die sich unterhalb neben der Straße durch die Landschaft schlängelt. Sie ist ein linker Nebenbach des Eyrieux und eine echte Wildwasserperle der Cevennen. Bei Saint Sauveur de Montagut mündet sie in den Eyrieux.
Wir folgten der Eyrieux ein paar Kilometer, bogen aber bei La Combe Richtung Norden ab, blickten am Aussichtspunkt „Belvédère de l´Eyrieux“ noch einmal ins Tal von Eyrieux und folgten der Straße bis Lamastre.
Das Rhone-Tal
Hier bogen wir nach Osten ab und folgen der Straße bis wir in Tournon-sur-Rhone die Rhone erreichten. Zwischenzeitlich kletterten die Temperaturen auf über 30 Grad und das Ende September.
Tournon-sur-Rhone ist eine hübsche Kleinstadt am Ufer der Rhone mit Blick auf die Weinberge von Tain-l´Hermitage. Besonders sehenswert ist die Fußgängerbrücke von Marc Seguin, die die Orte Tournon-sur-Rhone und Tain-l´Hermitage verbindet. Hier machten wir eine längere Mittagspause, um dann entlang der Rhone bis zu unserem Hotel, wo wir vor 7 Tagen gestartet sind, zurückzukehren.
Nach 7 Tagen lag hinter uns eine zauberhafte Tour durch die Region Languedoc mit 7 Naturparks, voller abwechslungsreicher Landschaften, vielen Highlights und unvergesslichen Erinnerungen.